21. und 22. Oktober 2023

Skandinavische Musik für Streichorchester

Pfarrkirche Ingenbohl
21. Oktober 2023, 20 Uhr
22. Oktober 2023, 17 Uhr

Programm

Carl Nielsen (1865-1931)
Suite op. 1 (1887) für Streichorchester

Dag Wirén (1905-1986)
Serenade G-Dur op. 11 (1937) für Streichorchester

Edvard Grieg (1843-1907)
Aus Holbergs Zeit op. 40 (1884) für Streichorchester

Nielsen, Wirén, Grieg und der «nordische Ton»

Die drei Komponisten stammen aus Dänemark, Schweden und Norwegen. Sie variieren den Streicherklang in den Werken dieses Konzerts mit grosser Gestaltungskraft. Überall sind Einflüsse aus der skandinavischen Volksmusik zu hören und gleichzeitig erzählt jedes Stück eine eigene Geschichte.

Carl Nielsen stammte aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie und wurde zu Dänemarks meist gefeiertem Komponisten. Nach seinem Violinstudium am Kopenhagener Konservatorium arbeitete er als Geiger und bildete sich beim Komponisten Orla Rosenhoff weiter. Für ein Nordisches Konzert in Kopenhagen mit dem Tivoli-Orchester unter der Leitung des Talentförderers Balduin Dahl schrieb er als 22-Jähriger sein erstes Werk, eine Suite für Saiteninstrumente. Ursprünglich betitelte er die drei Sätze mit mythologischen Themen. So stellte er sich für den ersten Satz, «Danaiden», die fünfzig Töchtern des Danaos vor, die, bis auf eine, ihre Ehemänner in der Brautnacht töteten. Im zweiten, «Tanz der Chariten», bezauberten ihn die drei Grazien Euphrosyne, die Frohsinnige, Thalia, die Blühende und Aglaia, die Strahlende. Im Schlusssatz, «Prozession des Bachus», tritt der Gott des Weines, Rausches, Wahnsinns und der Ekstase auf. Obwohl diese Überschriften eine Ahnung von den Vorstellungen des jungen Komponisten vermitteln, wurden sie später gestrichen; Dahl fand sie affektiert. Das Werk fand beim Publikum sofort grossen Anklang. Trotzdem wurde es, wohl auch mit Hilfe Rosenhoffs, mehrmals überarbeitet, denn einige der damaligen Musikkritiker fanden es unausgereift.

Dag Wirén gilt als einer der wichtigsten schwedischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er studierte von 1926 bis 1931 in Stockholm Komposition, Klavier und Dirigieren und später einige Jahre in Paris, wo er Arthur Honeggers Musik schätzen lernte. Zurück in Schweden arbeitete er ab 1938 als Musikkritiker und ab 1946 als freischaffender Komponist. Von seinen Werken, darunter Sinfonien, Konzerte, Operetten und Filmmusik, ist die Serenade op. 11 besonders bekannt geworden. Sie ist dem Stockholms Kammarorkester und seinem Gründer und Leiter, dem Geiger Tobias Wilhelmi, gewidmet. Er soll Wirén zu dieser Komposition angeregt haben und hat sie am 28. Oktober 1937 uraufgeführt. Der Einfluss Nielsens ist stellenweise hörbar, gleichzeitig aber auch die Hinwendung zu moderneren Tonsprachen des 20. Jahrhunderts. Wie Nielsens Suite und Griegs Aus Holbergs Zeit beginnt Wiréns Serenade mit einem «Präludium». Alle vier Sätze sind episodisch angelegt, rhythmisch prägnant und enden luftig leicht im Pianissimo. Der vierte Satz, eine Parodie auf eine Militärkapelle, wird oft als Bravourstück gespielt.

Edvard Grieg ist hierzulande wohl ein Begriff. Mit ihm schliesst sich der Kreis des Programms, denn er hat, neben vielen andern, auch Nielsen beeinflusst. Dieser dürfte Aus Holbergs Zeit gekannt haben, denn die beiden waren befreundet und Grieg hat das Stück drei Jahre vor Nielsens Suite zunächst für Klavier geschrieben, kurz darauf aber für Streichorchester umgearbeitet. Anlass war die Feier des 200. Geburtstags von Ludvig Holberg (1684–1754). Der wie Grieg aus Bergen stammende Dichter, ein Zeitgenosse von Bach und Händel und damit Symbolgestalt des norwegischen Spätbarocks, hat Komödien, Satiren und wissenschaftliche Werke verfasst, vieles auf Lateinisch. Die Holberg-Suite gilt als eines von Griegs berühmtesten Werken, er selbst mochte sie angeblich nicht besonders. Formal als barocke Tanzsuite angelegt, setzt sie den «nordischen Ton» im spätromantischen Tonsatz um.  

Mitwirkende

Violine 1   
Cecilia Albrecht., Monika Altorfer, Barbara Beran, Arnold von Euw, Hanna Landolt, Katrin Spelinova, Flurina Dettling, Isabelle Beffa

Violine 2
Elsbeth Wymann, Judith Zehnder, Deborah Landolt, Jason Greenwald, Alicia Giezendanner, Doris Bösch, Cornelia Betschart, Silvia Simeon

 Viola
Christian Zgraggen, Rahel Marty, Manuel Albrecht, Benedikt Dettling, Maria Niedermann, Verena Tonazzi

Violoncello
Monika Haselbach, Trix Zumsteg, Marion Albrecht, Vital Zehnder, Julia Bösch

Kontrabass
Astrid Grab, Mathis Bösch

Dirigent
Stefan Albrecht